Bauen mit Bestand

Expertise : Um:nutzen • Um:bauen • Um:denken

Der ständige gesellschaftliche, ökonomische und ökologische Wandel hat auch Auswirkungen auf unsere gebaute Umwelt. Gebäude bleiben nur dauerhaft erhalten, wenn sie fortlaufend an funktionale und technische Standards angepasst, aktiv genutzt und wertgeschätzt werden.

Bei der Anpassung unseres Bestands müssen wir aber auch weiter denken. Ein Gebäude darf nicht nur an aktuelle Erfordernisse angepasst werden, sondern muss auch flexibel auf sich künftig veränderte Rahmenbedingungen reagieren können.

Durch behutsame Eingriffe schaffen wir im Bestand neue Orte, die wieder mit Leben gefüllt werden können. Unsere Strategien sind vielfältig: Um:nutzen, Um:bauen, Um:denken – aber auch ergänzen und weiterbauen.

Von Dornröschen und Schwänen

»Oft haben wir es mit einem schlummernden Dornröschen zu tun, das erst wieder wachgeküsst werden muss oder mit einem hässlichen Entlein, das später als Schwan seine volle Schönheit entfaltet.«

In vielen Beständen liegen ungenutzte Potenziale, die es zu entdecken und zu nutzen gilt. Die Baufrösche schlüpfen gerne in die Rolle des Prinzen und erarbeiten Konzepte zur behutsamen und nachhaltigen Transformation von Beständen. Wir finden heraus, was ein Gebäude »kann« – was seine ureigenste Qualität ist – und fördern seine missachteten Fähigkeiten.

Blick in den ehemaligen Chor

Bier aus der Kapelle: Als Sakralbau wurde die Disibodenberger Kapelle nach ihrer Errichtung im 14. Jahrhundert nur knapp einhundert Jahre lang genutzt. In Ihrer Geschichte wurde Sie später als Lager genutzt und stand zuletzt lange leer. Durch den Umbau zur Brauereigaststätte erhält das Gebäude eine neue Nutzung, die den Bestand weiter sichert.
(Brauhaus Disibodenberger Kapelle, Bad Sobernheim / Link zum Projekt)

Um:nutzen

Durch Umnutzung können Gebäude an aktuelle Anforderungen und Nutzungen angepasst werden. Dabei erhalten wir nicht nur die bauliche Substanz mit den darin gebundenen Ressourcen und grauen Energien, sondern auch den Charakter oder die Geschichte des Ortes.

Wohnen im Eisspeicher: Der ehemalige Eiskeller einer Brauerei stand lange leer. Nun wurde im denkmalgeschützten Gebäude durch Umbau und Aufstockung qualitativ hochwertiger Wohnraum geschaffen.
(Magazinhaus Kreuzberg, Berlin)
Link zum Projekt

Party in der Waschküche: Die ehemaligen Waschhäuschen in der Wohnanlage am Schlierbacher Weg wurden nicht mehr gebraucht. Jetzt erhielten sie eine zusätzliche Überdachung und werden als Nachbarschaftszentrum genutzt.
(Siedlung Schlierbacher Weg, Berlin)
Link zum Projekt

Mit dem Bagger im Hauptquartier: Die alte Generalstabsbaracke auf dem Grundstück der neuen Kita sollte ursprünglich abgerissen werden. In unserem Konzept wird sie als Spielhaus weiter genutzt. So kann auch bei Regenwetter fleißig gebuddelt werden!
(Kita am Wasserturm, Neu Döberitz)

Um:bauen

Eine effiziente und wirtschaftliche Sanierung von Bestandsgebäuden erfordert fundierte Kenntnisse zur Baugeschichte und den entsprechenden Baukonstruktionen der jeweiligen Zeit. Wir setzen uns in einem strukturierten Prozess frühzeitig mit der vorhandenen Bausubstanz auseinander und entwickeln basierend auf dessen Eigenarten passende Konzepte für den Erhalt und Umbau.
Dabei haben wir nicht nur aktuelle Bedürfnisse im Blick sondern achten auch darauf, dass die Gebäude flexibel auf zukünftige Veränderungen reagieren können.

Siedlungen der fünfziger Jahre: Bei der Sanierung reagieren wir auf vorhandene Defizite und ergänzen die Wohngebiete, so dass sie heutigen Anforderungen gerecht werden können. Durch neue Angebote im Quartier sollen Anwohner mit geänderten Ansprüchen nicht ausziehen müssen, sondern in adäquate Räumlichkeiten innerhalb der gewachsenen Siedlung umziehen können. Durch den Umbau unterstützen wir so den Erhalt der sozialen Durchmischung der Siedlung.

Projektbeispiele
» Belß-/Lüdeke-Straße, Berlin
» Schlierbacher Weg, Berlin
» Neumarkplan, Berlin

Bildungsbau: Im Spannungsfeld von pädagogischen, funktionalen, technischen, rechtlichen und ästhetischen Anforderungen planen wir Sanierungen von Schulen, Sportgebäuden und Kindergärten.

Leistungsphase Null: Wir begleiten unsere Auftraggeber:innen bereits vor dem Beginn der Planung während der sogenannten Leistungsphase Null, in der die Bedürfnisse der zukünftigen Nutzer:innen analysiert und Grundlagen für die Planung aufgestellt werden.

Projektbeispiele:
» Ernst-Reuter-Schule, Frankfurt
» Julius-Leber-Schule, Frankfurt
» Gymnasium Schaurtestraße, Köln
» Elisabeth-Selbert-Schule, Zierenberg

Gründerzeit: Durch eine sorgfältige Restaurierung und behutsame Modernisierung können Gründerzeitgebäude an heutige Wohn- und Nutzungsansprüche angepasst werden, ohne dabei ihren einzigartigen Charakter zu verlieren. Bei der Sanierung respektieren und erhalten wir historische Elemente, während wir moderne Standards für Energieeffizienz, Komfort und Sicherheit integrieren. Das ist nicht nur nachhaltig, sondern sichert auch unser kulturelles Erbe in den Städten für zukünftige Generationen.

Projektbeispiele:
» Brunnenstraße 184, Berlin
» Brunnenstraße 185, Berlin
» Fredersdorfer Straße 10, Berlin

Um:denken

Etwa die Hälfte der im Gebäudebestand gebundenen »grauen Energie« steckt jeweils in den Rohbauten. Wenn wir einen aktiven und relevanten Beitrag zum Klima- und Ressourcenschutz leisten wollen, müssen wir uns auf den Erhalt und die Weiternutzung von Trag- und Grundstrukturen bereits vorhandener Gebäude konzentrieren. Aus ökologischer Sicht sollte die Sanierung und Umnutzung bestehender Bauten immer bevorzugt werden.

Erhalten: Sanierung und Aufstockung statt Abriss und Neubau: die Wohnhäuser im Schlierbacher Weg sollten ursprünglich abgerissen werden. Mit unserem Konzept zur Nachverdichtung konnten wir nicht nur die Gebäude und den Baumbestand, sondern auch den besonderen Charme der Siedlung erhalten.
(Belß-/Lüdecke-Straße, Berlin)
Link zum Projekt

Nachverdichten: Durch Aufstockungen in Holztafelbauweise, Ergänzung von Atelierhäusern und einem gemeinschaftlich bewohnbaren Hofje-Haus wurde zusätzlicher Wohnraum in der Siedlung am Schlierbacher Weg geschaffen.
Ziel des Gestaltungskonzepts war es, möglichst sparsam mit den natürlichen Ressourcen umzugehen und ökologische Kreisläufe zu beachten.
(Wohnanlage am Schlierbacher Weg, Berlin)
Link zum Projekt

Nachverdichten statt abreißen

Brückenschlag: Ein neuer Übergang verbindet Alt und Neu. Funktional, konstruktiv und auch gestalterisch wurden die Erweiterungsbauten des Kölner Gymnasiums Schaurtestraße an den Altbau angebunden. Dazu fanden umfangreiche Bemusterungen zur Qualitätssicherung und Harmonisierung statt.

Weiter:denken

Wenn bestehende Strukturen nicht mehr ausreichen, können Ergänzungen notwendig werden. Wir entwickeln den Bestand behutsam weiter und gestalten individuelle Gebäude, die sich in ihr bestehendes Umfeld einfügen. Durch die Verbindung von Alt und neu schaffen wir Räume, die sowohl funktional als auch ästhetisch ansprechend sind und die an sich ändernde Anforderungen angepasst werden können.

Bewahren

Unsere Gebäude sind auch Träger der Geschichte. Sie prägen Straßenzüge und Quartiere, bieten Orientierung und schaffen Identität.

Wir engagieren uns für einen behutsamen Umgang mit historischer Bausubstanz und kollektiver Identifikation. Wir prüfen die vorhandenen Qualitäten gründlich und ziehen einen vollständigen Abriss nur als letzte Option in Erwägung. Auf diese Weise tragen wir dazu bei, das kulturelle Erbe und den Charakter unserer Städte zu bewahren.

Sicherung: Nur durch Umbau und mutige Ergänzung gelang es, die aktuellen Anforderungen des Brandschutzes zu erfüllen. Die Maßnahmen erforderten eine intensive Abstimmung mit dem Denkmalschutz sowie einen kontinuierlichen Austausch im Planungsteam.

Anbau: Wir erhalten das ehemalige (nicht mehr regelkonforme) Treppenhaus der Schule und integrieren es in eine neue Halle. Zur Sicherung der Flucht- und Rettungswege erhält der Neubau zwei ergänzende Treppenhäuser. Der Fortbestand eines der ältesten Schulgebäude Frankfurts ist damit auch weiterhin gesichert. (Julius-Leber-Schule, Frankfurt am Main / Link zum Projekt)

Revitalisierung: Für den Erhalt des ehemaligen Bahnhofsgebäudes in der Lutherstadt Eisleben mussten zunächst einmal die Nutzer gefunden werden. Wir unterstützten die Stadt mit einer Machbarkeitsstudie (Bestandsanalyse, Mitwirkung am Interessenbekundungsverfahren, Marketing, Nutzungs- und Umbaukonzeption) und freuen uns, dass das Gebäude jetzt wieder mit neuem Leben gefüllt ist.

Vom Bahnhof zum Kulturzentrum: Das denkmalgeschützte Bahnhofsgebäude in Wabern wurde umfangreich saniert und erweitert. Das revitalisierte Gebäude beherbergt einen Theatersaal, Vereinsräume, eine Praxis und eine Mobilitätszentrale mit Wartebereich.
Besonders stolz sind wir auf die freigelegte und in Teilen wiederhergestellte Fassade.

Geschmäcker im Wandel: Bei der denkmalgerechten Sanierung der Julius-Leber-Schule wurden auf den Innenwänden bis zu 10 unterschiedliche Farbschichten freigelegt. Das Sanierungskonzept und der Maßnahmenkatalog werden in enger Zusammenarbeit mit der Denkmalaufsicht der Stadt Frankfurt abgestimmt.

Wiederhergestellt: Das gründerzeitliche Zentralgebäude der Landesversicherungsanstalt wurde im Krieg stark beschädigt und in den 50er Jahren in handwerklich vereinfachter Form wiederaufgebaut. In enger Abstimmung mit der Denkmalpflege wurde es bei der Sanierung architektonsich etwas »aufgefrischt«.

»Überbleibsel – auch die eher unscheinbaren – sind doch Spuren und Teile von Lebenswelten,
also von etwas, das man – und sei es sentimental – Heimat nennen kann.
Jeder Abriss wirft solche Vergangenheiten und Geschichten von jemandem weg.«

( Mike Wilkens )

Expertise

( ausgewählte Themen, mit denen wir uns beschäftigen )

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Referenzen

( ausgewählte Projekte, die um- oder weitergenutzt / um- oder weitergebaut wurden )

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