Städtebauliches Konzept Modellprojekt Möckernkiez

Städtebauliches Gesamtkonzept für eine partizipative Quartiersplanung (ca. 53.000 qm BGF)

Modellprojekt Berlin-Möckernkiez

Die „Initiative Möckernkiez“ entwickelt in Berlin-Kreuzberg seit 2009 ein einzigartiges Modellprojekt – eine generationengerechte, gemeinschaftlich orientierte große Wohnanlage in Genossenschaftsform, die ökologisch, barrierefrei und sozial integrativ ist und autofrei mitten in der Stadt am Rande des Gleisdreicksparks liegt. Realisiert werden ca. 400 Wohnungen im Passivhausstandard an der Yorck- und Möckernstraße; ferner sind ein voraussichtlich barrierefreies Hotel, Gewerbeflächen, ein Kinder- und Jugendzentrum, Gemeinschaftsflächen, eine Kiezkantine, eine Energiezentrale und ein e-mobility-Stützpunkt vorgesehen.

Anfangsphase – Partizipativer Städtebau

Am Rande des neu entstehenden Gleisdreiecks-Parks in Berlin-Kreuzberg, der die alten Verkehrsflächen des Anhalter Bahnhofs zu einem hochwertigen innerstädtischen Park verwandelt, wurde von der Stadt Berlin ein drei Hektar großes Baufeld als Wohnbaufläche ausgewiesen. Die Baufrösche hatten hierfür 2008 im Direktauftrag der Bahn-Tochtergesellschaft Vivico städtebauliche Bebauungsvarianten untersucht. Dadurch kam es 2009 zum Kontakt zu der in Gründung befindlichen Genossenschaft Möckernkiez eG, die beabsichtigte, das Gelände zu erwerben. Im zunächst kleinen Rahmen wurden vom Büro Baufrösche Vorschläge für eine kleinteiligere, genossenschaftsfähige Bebauung gemacht. Die Stattbau GmbH Berlin kam dazu, um den Prozess hin zu einer städtebaulichen Lösung mitzubetreuen. Die wachsende Zahl an Genossenschaftsmitgliedern wurde zunehmend partizipativ eingebunden, sodass im Lauf der folgenden zwei Jahre durch Workshops, Round Tables und Worldcafes mit bis zu 300 Teilnehmern eine konsensfähige Stadtplanung entwickelt wurde. Zu einem Termin musste sogar das Audimax der FU Berlin gebucht werden! In diesem gesamten Prozess waren die Baufrösche in enger Abstimmung mit der Genossenschaft federführend eingebunden.

Workshops, Round Tables und Worldcafes

Zweite Phase – Vorhabenbezogener B-Plan

Die gefundene städtebauliche Gestalt wurde nun 2011 unter enger Abstimmung der Genossenschaft, der Baufrösche und anderer Planungspartner in einen vorhabenbezogenen B-Plan überführt. Ziel war es, eine belastbare Grundlage zur Ausschreibung eines Realisierungswettbewerbes mit vorgeschaltetem Auswahlverfahren zu haben, aus dem 5 Architekturbüros hervorgehen sollten, die gemeinsam das Quartier realisieren. Von vornherein hatten die Baufrösche dafür plädiert, dass eine sinnvolle Quartiersgestalt nur unter Beteiligung einer größeren Zahl gleichberechtigt arbeitender Architekten entstehen kann. Dabei formulierte die Genossenschaft hohe Anforderungen in Bezug auf Barrierefreiheit und Ökologie; das Ziel war unter anderem, eine der größten rollstuhlgerechten Neubausiedlungen Europas zu sein.

Dritte Phase – Realisierungswettbewerb

Die Baufrösche wurden aus 70 Bewerbern mitausgewählt, nahmen an dem Realisierungswettbewerb teil und planten das ganze Quartier mit ca. 400 WE und ca. 53.000 m2 BGF entwurflich durch; das integrative Energiekonzept wurde in Zusammenarbeit mit der TU Braunschweig entwickelt. Besonderes Augenmerk legten die Baufrösche auf die Sicht- und Wegbeziehungen im Quartier, quartiersinterne Plätze, die Verknüpfung zur bestehenden Stadt und zum Park, den Erhalt des denkmalgeschützten Zollpackhofes vom Anhalter Bahnhof und auf die Ausformung von Stadtbausteinen, die im Sinne der Genossenschaft eine soziale Integration verschiedener Wohnformen ermöglichen, welche exemplarisch nachgewiesen wurden. Die Baufrösche wurden als einer der fünf Preisträger ausgewählt und erhielten einen Planungsauftrag für ein Teilabschnitt des Baugebietes.

Vierte Phase – Realisierung

Direkt an der Parkkante des Gleisdreicksparks entsteht nun durch die Baufrösche als erster Bauabschnitt im Quartier ein komplett rollstuhlgerechter Wohnblock im Passivhausstandard, der separat zumietbare Studios und Gemeinschaftsflächen aufweist, sowie Dachterrassen mit Blick zum Potsdamer Platz und zum Berliner Zentrum. Der Bezug der Gebäude mit ihren 70 WE ist für Ende 2017 geplant.

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